Ein Genie reift: Form und Fortschritt in den Kopfsätzen der Violinkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart.

Schon in der Reihe der früh entstandenen Violinkonzerte W. A. Mozarts zeigt sich ein stringenter formaler Entwicklungsprozess, der vollständig ausprägt, was in den Instrumentalkonzerten der späteren Jahre zur vollen Reife gelangt. Das vorliegende Buch geht der Frage nach der spezifischen Form des eröffnenden Kopfsatzes der Mozartschen Violinkonzerte auf den Grund. Anschließend an bisherige Forschungsergebnisse wird das Formmodell der miteinbezogenen Sätze beschrieben. In Ergänzung des Formmodells wird den schaffenden Grundprinzipien Kontrast, Steigerung und Konstante nachgegangen und aufgezeigt, wie die heterogenen Satzglieder des Formmodells durch das architektonische Prinzip der Polarität, das prozessual/dialogische Prinzip der Steigerung und das vertikale Prinzip der Konstante zu einem homogenen Ganzen verknüpft werden.

Lange überfällige Detailanalysen zeigen Mozarts persönliche Entwicklung innerhalb des Genres Violinkonzert auf und ermöglichen eine fundierte analytische Gegenüberstellung mit den zweifelhaften Violinkonzerten KV 268 und KV 271a.

Daneben werden frühere Forschungsergebnisse zur Frage des formalen Zusammenhangs von Arie und Konzert einer abschließenden Antwort zugeführt.

Fachbuch von Doris Orsan – erschienen bei Königshausen & Neumann, 264 Seiten.

https://www.amazon.de/Ein-Genie-reift-Fortschritt-Violinkonzerte/dp/3826044010

Buchbesprechung zu “Ein Genie reift”

„Das Rätsel Mozart! Wer sich ihm nähert, stößt nicht nur auf paradiesische Klangbilder, sondern auch auf viel Überflüssiges in der unüberschaubaren Musikliteratur übder den Salzburger. Ein Standardwerk ist aber jetzt schon die musikwissenschaftliche Einführung in Mozarts Violinkonzerte von der Musikerin und Autorin Doris Kreusch-Orsan. „Ein Genie reift“ ist eine unentbehrliche Lektüre, die bei aller Klarheit der Argumentation die magischen Momente der Musik enthüllt. Der Leser wird mit den Traditionen des Sonatenprinzips vertraut gemacht und nimmt daran Teil, wie Mozart als der vielleicht größte Musikdramatiker Kontraste setzt, wie die Noten zu singen beginnen. Zumal Doris Kreusch-Orsan als erfolgreiche Geigerin auch um das „Handwerk“ des Spielens weiß und sich allein schon deshalb nicht im Labyrinth aus Theorien verliert. Es ist immer auch die Praktikerin, die den Mozart-Novizen, ebenso wie den Spezialisten zum Hauptthema der jeweiligen Einleitung hinführt, Seitenthemen und ihre Herkunft beleuchtet. Man folgt dem Text, und etwa beim A-Dur-Violinkonzert (KV219) ist es zu hören, ganz tief im Innern, diese Fülle der Schönheit, die fast schmerzt, weil sie vergehen muss. Wer über eine CD-Sammlung der Violinkonzerte verfügt, wird mit all dem gespeicherten Wissen nun verfolgen können, wie sehr sich etwas die Einspielungen eines Jascha Heifetz, einer Anne-Sophie Mutter oder Julia Fischer in ihrer Interpretation unterscheiden und dem „Erlebnis Mozart“ eine weitere Dimension abgewinnen.“

Münchner Merkur/Manfred Stampa